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Nicht überall wird gebaut: Diese Radschnellwege werden in Hannover weiter geplant

In Göttingen gibt es bereits einen, im Ruhrgebiet wird gerade am mehr als 100 Kilometer langen Radschnellweg RS1 zwischen Duisburg und Hamm gebaut. Nicht mehr lange könnte es dauern, dann gibt es auch in Hannover die ersten Radschnellwege. Seit nunmehr acht Jahren kursieren bereits entsprechende Überlegungen bei der Landeshauptstadt und der Region Hannover. Drei Machbarkeitsstudien für Radschnellwege nach Garbsen, Lehrte und Laatzen sind inzwischen ausgewertet. Schon nächstes Jahr könnten die Bagger rollen und erste Maßnahmen umsetzen. Priorität besitzen dabei die Verbindungen in Richtung Lehrte und Garbsen.

Radschnellwege sollen vor allem dazu dienen, den Alltagsradverkehr in Ballungsräumen zu fördern. Die in vielen Medien häufig als „Fahrradautobahnen“ bezeichneten Schnellwege sind durchgehend asphaltiert, räumlich von Gehwegen getrennt und müssen eine Breite von vier Metern aufweisen. Radfahrer haben auf den Strecken durchgehende Vorfahrt. So ist schnelles Fahren mit bis zu 30 Kilometer pro Stunde möglich.

Der erste Abschnitt des Radschnellweges Richtung Garbsen durch die Steintormasch bis nach Herrenhausen befindet sich bereits in der konkreten Planung. Dabei soll auch eine Verbindung für den Radverkehr zwischen der Wasserkunst und dem künftigen Wohngebiet Wasserstadt in Limmer geschaffen werden. „Die Wehranlage an dieser Stelle ist derzeit nicht für den Radverkehr befahrbar“, sagt die städtische Pressesprecherin Anne Ruhrmann. Für dieses Projekt hat die Stadt Hannover Fördermittel des Bundes beantragt. Für den zweiten Bauabschnitt laufen bereits Gespräche mit der Stadt Garbsen, die zuletzt deutliches Interesse an einer schnellen Radstrecke in die Landeshauptstadt signalisiert hat. Dort wünscht man sich die Verbindung in die Landeshauptstadt schon wegen der fortschreitenden Entwicklung zum Universitätsstandort, hieß es in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Der Löwenanteil der 13,7 Kilometer langen Strecke, nämlich zehn Kilometer, liegt auf dem Gebiet der Stadt. Vor vier Jahren wurden die Kosten auf drei Millionen Euro geschätzt – vermutlich wird es aber teurer. Aus Naturschutzgründen musste der geplante Trassenverlauf in der Vergangenheit immer wieder verändert werden.

Auch für den Radschnellweg in Richtung Lehrte laufen bereits konkrete Planungen. Er ist auch am ehesten zu realisieren, da er im Wesentlichen auf dem bestehenden und weiter zu ertüchtigenden Radverkehrsnetz etwa am Stadtparkweg verlaufen soll. Zwischen dem Hauptbahnhof und der Stadtgrenze Lehrte werden über diesen Weg die Stadtteile Südstadt, Zoo, Kleefeld und Anderten auf einer Länge von etwa elf Kilometer miteinander verbunden. Hinzu kommen weitere Stadtteile, die über die Netzelemente mit Zubringerfunktion angebunden sind. Ob der Radschnellweg wirklich bis nach Lehrte geführt wird, ist derzeit fraglich. „Leider hat sich die Stadt Lehrte im April dieses Jahres nicht am Antrag der Stadt Hannover auf Fördermittel zum Bau des Radschnellweges beteiligt. Damit wurde die Chance vertan, kurzfristig insbesondere die schlechte Wegstrecke vom Bahnhof  Anderten entlang der Bahn nach Ahlten auszubauen”, stellt der verkehrspolitische Sprecher der ADFC-Ortsgruppe Lehrte, Peter Hofmann, fest. Ein Problem sieht die Landeshauptstadt deshalb nicht. Der erste Abschnitt von der hannoverschen City bis zum S-Bahnhof Anderten/Misburg würde auf jeden Fall geplant. „Die Realisierung des Radschnellwegs Richtung Lehrte ist aufgrund der großen Potenziale dieser Verbindung im Stadtgebiet auch sinnvoll, wenn die Stadt Lehrte zunächst nicht angebunden wird“, sagt Ruhrmann. Der zweite Abschnitt über die Stadtgrenze hinaus nach Lehrte könne immer noch später umgesetzt werden.

Das Nutzerpotenzial für diesen Weg liegt allein im Stadtgebiet bei 90.000 Einwohnern. Hinzu kommen die angebundenen Arbeitsplatzstandorte wie zum Beispiel die Medizinische Hochschule mit über 5.000 Beschäftigten, Hochschulstandorte und weiterführenden Schulen. Schon jetzt werden Teile der Strecke vom Radverkehr bereits erheblich frequentiert. Auf der Route entlang des Stadtparkwegs parallel zur Clausewitzstraße wurden zwischen dem 11. April und dem 15. April dieses Jahres rund 10.600 Radfahrende gezählt. Auch für den Radschnellweg Richtung Lehrte wurden Fördermittel des Bundes beantragt.

Der Radschnellweg nach Laatzen steht dagegen in der Priorität an dritter Stelle. „Aktuell laufen für diesen potenziellen Radschnellweg keine weiteren Planungen“, teilt Ruhrmann mit. Ein großer Teil der Route würde Naturschutzgebiete der Leinemasch tangieren. Der ADFC findet es deshalb richtig, dass der Radschnellweg nach Laatzen auf dieser Route nicht gebaut wird: „Für viele Fußgänger ist dieses Gebiet zudem ein Naherholungsgebiet. Sie würden dann von sehr schnellen Radfahrenden auf dem parallel verlaufenden Radschnellweg gefährdet. Grundsätzlich ist ein Radschnellweg eine tolle Sache. Aber er darf nicht auf Kosten und Gefährdung schwächerer Verkehrsteilnehmer gebaut werden“, sagt Laatzens ADFC-Sprecher Rüdiger Janecke.

Sascha Priesemann


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